Der Schlehdorn

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Der Schlehdorn

Der Schlehdorn zählt botanisch zu den Rosaceae, den Rosengewächsen und ist unter vielen Namen bekannt. Am weitesten verbreitet sind Schlehdorn, Schwarzdorn und Heckendorn, der lateinische Name ist Prunus spinosa. Der Name Schwarzdorn kommt wahrscheinlich von der grauschwarzen Rinde und den starken Dornen. Die Heimat der Schlehe ist Mitteleuropa, von wo aus sie nach Asien und Nordamerika gebracht wurde. Der Schlehdorn ist ein bis zu 3 m hoher, sparriger Strauch mit in Dornen auslaufenden Kurztrieben. Er hat kerbig gesägte Blätter und kleine weisse Blüten, die einzeln oder zu zweien im Vorfrühling erscheinen. Der Schlehdorn blüht, bevor seine Blätter erscheinen. Seine Steinfrüchte, die Schlehen, sind klein (etwa kirschgross), kugelig und schwarzbläulich bereift, und errinnern an kleine Pflaumen. Sie haben ein grünes, saures und stark zusammenziehendes Fruchtfleisch, das sich nicht vom Kern löst.

Das stark verzweigte Gehölz mit den kräftigen Dornen bildet oft ein undurchdringliches Dickicht am Waldrand, bei uns im Norden findet man es meistens in den Knicks. Eine Schlehenhecke bietet Schutz und Nahrung nicht nur für Menschen, sondern auch für Vögel und Schmetterlinge und andere zahllose Tierarten. Die einheimische Schlehe steht auf der Hitliste der Futtersträucher für Insekten ganz oben. In der Summe finden 137 Kleinlebewesen im Schlehenbusch Nahrung, davon allein 73 Kleinschmetterlinge. Auch 18 Wildbienenarten finden Gefallen an der Schlehe. An der heimischen Schlehe lässt sich auch gut zeigen, wie sich die Verwendung exotischer Gehölze im Vergleich zu ihrer heimischen Verwandtschaft auswirkt: Während bei der Schlehe 20 Vogelarten Nahrung finden, können mit dem beliebten exotischen Gehölz, dem immergrünen Kaukasus-Kirschlorbeer nur drei unserer Vogelarten etwas anfangen.

Schlehen sind nicht für einen Verzehr in größeren Mengen geeignet. Roh verursachen sie Magen- und Darmbeschwerden. Aber eine Gefahr der Überdosierung besteht schon deshalb nicht, weil die Ernte so mühsam ist und ihr Geschmack so extrem sauer. Erst wenn mehrmals Fröste die Frucht haben durchfrieren lassen und die Haut beginnt schrumplig zu werden, sollte mit der Ernte begonnen werden. Erst dann beginnt der Abbau der Gerbsäure in der Frucht. Viele Schlehensammler sind der Meinung, das Frost in der Tiefkühltruhe dem Frost am Strauch gleichzusetzen ist. Ich denke, sie haben einfach nur Angst, nichts von der Ernte abzubekommen. Jedenfalls ist meine - objektive oder etwa nur subjektive - Meinung : Am Strauch gefrostete Schlehen haben einfach den besseren Geschmack! Vielleicht ist ja auch aus diesem Grunde mein Schlehenschnappes allseits beliebt.

Die Blüten, die ab März zu sehen sind, und die Früchte weisen interessanterweise verschiedene Inhaltsstoffe auf. In den Blüten finden sich Flavonoide, Kämpferolglykoside, Quercetin, Quercitrin, Rutin, Hyperosid, Amygdalin, Cumarinderivate und im Kern Blausäureglykoside. Die Früchte beinhalten organische Säuren, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Vitamin C. Verschieden ist deshalb auch deren Wirkungsweise. Der Schlehdorn wird schon in der germanischen Mythologie erwähnt. In der Volksmedizin galten die Blüten und Früchte als heilkräftig. Im 12. Jahrhundert werden sie bei Hildegard von Bingen als Mittel gegen Gicht und Magenleiden erwähnt. Botaniker des 16. Jahrhunderts empfahlen sie gegen Durchfall und bei verschiedenen inneren und äusserlichen Krankheiten. Schlehen wirken "adstringierend", das heißt zusammenziehend. Das ist die Ursache für eine Fülle weiterer Wirkungen: Sie sind harntreibend, leicht abführend, entzündungshemmend und appetitanregend. Der Blausäureanteil des Fruchtkerns der Schlehe ist in den geringen Dosen kein Problem für die Gesundheit. Durch ihn schmeckt z.B. Schlehenlikör bittermandelartig. Gesammelt werden die Blüten vor dem Erscheinen der Blätter, wenn sie noch leicht geschlossen sind.

Zum Schluß eine Anmerkung: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Und der Schlehensammler auch.

Quellen: Brockhaus Enzyklopädie, Band 19
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